Ein verlassenes Gefängnis in Palma, einst ein Symbol der Isolation, hat sich in den letzten Jahren in eine provisorische Heimat für Hunderte von Obdachlosen verwandelt. Diese „besetzte Stadt“ im Herzen Mallorcas, nur einen Steinwurf vom neuen Gefängnis entfernt, birgt die Geschichten von Menschen wie Aurora, Jesús und Ousmane, die in den Ruinen eine letzte Zuflucht gefunden haben. Angesichts explodierender Mietpreise auf der Insel ist menschenwürdiger Wohnraum für viele unerreichbar geworden, was diese improvisierte Gemeinschaft zu einem traurigen Spiegelbild der sozialen Realität macht.
Das alte Gefängnis von Palma: Ein Zufluchtsort in der Not
Nach seiner Stilllegung im Jahr 1999 schien das alte Gefängnis von Palma dem Verfall preisgegeben zu sein. Doch wo Institutionen und die Zeit ihre Spuren hinterließen, haben rund 400 Menschen, Schätzungen zufolge, einen neuen Sinn gefunden. Sie haben die verlassenen Zellen und Korridore in bewohnbare Räume umgewandelt, in denen sie versuchen, ein Stück Normalität zu leben. Aurora, von vielen als „Bürgermeisterin“ des Gefängnisses bezeichnet, und ihr Partner Jesús haben in der ehemaligen Gefängnisküche ein Zuhause gefunden. Sie erzählen von den anfänglichen Herausforderungen, als das Gebäude noch voller Schutt war, und wie sie es eigenhändig gereinigt und bewohnbar gemacht haben. „Wir haben Türen, Licht… Wir haben sogar ein paar Hähne. Das ist, verglichen mit anderen Teilen, die Gefängnissuite“, berichtet Aurora stolz.
Alltag und Herausforderungen in der besetzten Zone
Das Leben im alten Gefängnis ist ein ständiger Kampf. Während viele Bewohner tagsüber arbeiten und versuchen, ihren Alltag zu meistern, ist die genaue Zahl der hier lebenden Menschen schwer zu erfassen, da viele nur zum Schlafen kommen. Doch die Atmosphäre hat sich in letzter Zeit verändert. Konflikte häufen sich, und das Zusammenleben wird zunehmend schwieriger. Aurora beklagt, dass neue Bewohner oft Unruhe stiften, was sich auf die gesamte Gemeinschaft auswirkt. Berichte über Müll, Schlägereien und sogar Brandstiftung sind keine Seltenheit. Trotz dieser Widrigkeiten weigert sich Aurora aufzugeben: „Ich bewege mich nicht. Ich benehme mich gut, ich sammle meinen Müll auf, ich habe mein Licht, mein Bett, meinen Raum. Wo soll ich hin?“, fragt sie verzweifelt.
Wohnungsnot auf Mallorca: Ein unüberwindbares Hindernis
Die Hauptursache für die Besetzung des alten Gefängnisses ist die dramatische Wohnungsnot auf Mallorca. Für viele Menschen mit geringem Einkommen, wie Aurora, die eine Mindestrente bezieht, sind die Mietpreise auf der Insel schlichtweg unbezahlbar. „Es ist unmöglich, mit dem, was ich verdiene, 700 Euro Miete zu bezahlen“, erklärt sie. Diese verzweifelte Situation treibt Menschen in die Obdachlosigkeit oder in improvisierte Unterkünfte wie das Gefängnis. Ousmane, ein junger Senegalese, fasst die Lage prägnant zusammen: „Hier leben wir mit gerade genug, aber wir leben.“ Für viele ist das alte Gefängnis die letzte Bastion gegen die totale soziale Ausgrenzung.
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Die drohende Räumung und die ungewisse Zukunft
Die städtischen Behörden haben bereits eine Räumung des Geländes angekündigt, doch ein Monat nach Ablauf der ursprünglichen Frist ist noch nichts geschehen. Die Ungewissheit belastet die Bewohner. Aurora und ihre Mitbewohner wissen nicht, wohin sie gehen sollen, wenn die Räumung tatsächlich vollzogen wird. „Wir werden Wohnungen besetzen müssen, was wir nie tun wollten, weil wir niemanden beeinflussen wollen“, erklärt Aurora resigniert. Diese Aussage verdeutlicht die aussichtslose Lage, in der sich diese Menschen befinden. Während Palma außerhalb der Gefängnismauern seinen gewohnten Rhythmus fortsetzt, warten fast 400 Menschen im Inneren auf eine Lösung, die nicht zu kommen scheint. Sie bitten nicht um Mitleid, sondern um konkrete Hilfsangebote und Perspektiven.

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